09.06.15

Bei 60 Grad „verkocht“ der Leberkrebs

Bethanien-Chefarzt Prof. Ralf Kubitz behandelt Leberkrebs mit einer Mini-Sonde, die Tumorgewebe durch Hitze zerstört. Schon zwei bis drei Tage nach der Behandlung können Patienten wieder nac

Sie sieht aus wie ein kleiner Regenschirm ohne Schirm: Eine drei Millimeter dünne Sonde kommt bei der sogenannten Radiofrequenzablation zum Einsatz um Lebertumore zu zerstören. Bethanien-Chefarzt Prof. Dr. Kubitz hat die Methode jahrelang in seiner Zeit an der Uniklinik Düsseldorf erforscht und vor einem Jahr mit nach Moers gebracht. „Wir wollen mit dem minimal-invasiven Verfahren das Versorgungsangebot für Menschen mit Leberkrebs in der Region erweitern", so der Gastroenterologe.

Der Mediziner bringt viel Erfahrung auf dem Gebiet mit. Mehrere hundert Patientinnen und Patienten hatte Prof. Dr. Kubitz bereits in der Uniklinik mit der Radiofrequenzablation erfolgreich behandelt, in Bethanien hat er den Eingriff ebenfalls schon bei einigen Patienten durchgeführt. Bei der kleinen Operation unter Vollnarkose führt der Mediziner die dünne Sonde über einen nur wenige Millimeter großen Zugang durch die Bauchdecke an das Tumorgewebe in der Leber heran. Mit Ultraschall überwacht der Gastroenterologe auf einem Monitor die Navigation der Sonde im Bauch der Patientin oder des Patienten. Wenn die Sonde den Tumor erreicht hat, dreht der Operateur an seinem Sondengriff. An der Nadelspitze fahren dann zwölf feine Drähte aus, über die ein hochfrequenter Wechselstrom die Elektronen im Tumorgewebe in "Schwingungen" versetzt, wodurch das Tumorgewebe um die Sondenspitze herum erhitzt wird „Ab 60 Grad Celsius 'verkocht' das von der Sonde punktierte Tumorgewebe buchstäblich, sodass der Tumor abstirbt", berichtet Prof. Kubitz.

Bis zu fünf Lebertumore kann ein erfahrener Mediziner mit dem minimal-invasiven Verfahren innerhalb einer Sitzung entfernen. Die Verödung eines Tumors  dauert etwa 30 Minuten und der Erfolg ist für den Operateur sofort überprüfbar. Auf dem Ultraschallmonitor erkennt Prof. Kubitz, dass das zuvor vom Tumor oder von Metastasen befallene Gewebe nicht mehr durchblutet ist. „Mit der Radiofrequenzablation können wir die Verbreitung von Krebszellen verhindern, die in der Leber entstehen. Und wir können die Behandlung wiederholen, wenn neue Tumore in dem Organ entstehen sollten“, nennt Prof. Kubitz zwei wichtige Vorteile des Verfahrens. Kleiner Eingriff, große Wirkung: Statt einer großen Operation mit Bauchschnitt und wochenlanger Genesung gibt es hier nur einen kleinen Piekser mit der Sonde. Nach zwei bis drei Tagen können Patienten schon wieder nach Hause.

Inwieweit die Methode für eine Patientin oder einen Patienten geeignet ist, hängt vom Stadium der Erkrankung und von der gesundheitlichen Verfassung des zu behandelnden Menschen ab. So ist das Verfahren in der Regel für Metastasen von bis zu fünf Zentimetern Durchmesser anwendbar und für Patienten geeignet, bei denen noch keine Chemotherapie erforderlich ist. "In den meisten Fällen entsteht Leberkrebs durch eine Leberzirrhose, die in Folge übermäßigen Alkoholkonsums und Übergewichts auftreten kann", sagt Prof. Kubitz. "Man spricht auch von der sogenannten Fettleber-Zirrhose." Ein weiterer Verursacher von Leberkrebs können chronische Infektionen mit Hepatitis-B und Hepatitis-C-Viren sein. Zur Risikogruppe für Metastasen der Leber gehören zudem Patienten, die von Darm- oder Brustkrebs betroffen sind. Symptome für eine Lebererkrankung können dauernder Juckreiz und lang anhaltende Müdigkeit sein. „Regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung verringern das Risiko einer Lebererkrankung. Patienten mit einer chronischen Leberzirrhose sollten unbedingt halbjährliche Ultraschall-Kontrollen durchführen lassen“, so der Mediziner.

 

Pressefoto: Kleine Sonde gegen Leberkrebs: Prof. Dr. Kubitz, Chefarzt der Gastroenterologie am Krankenhaus Bethanien Moers behandelt Lebertumore mit der sogenannten Radiofrequenzablation.