11.03.13

Große Operationen sind jetzt "noch kleiner als klein"

Bauchchirurgie in Bethanien stellt neues Verfahren vor

Geht es beim Operieren eigentlich noch kleiner als klein? Ja, sagt Bethanien-Chirurg Dr. Hans-Reiner Zachert. Das geflügelte Wort "Großer Chirurg - großer Schnitt" gilt in der Chirurgie schon lange nicht mehr. Mehr noch, es hat sich ins Gegenteil verkehrt: Die Schnitte werden immer kleiner, obwohl die Operation an sich genauso umfangreich ist, wie bislang. Aber die Verfahren werden trickreicher, die Instrumente immer winziger. Für Chirurgen wie Zachert sind minimal-invasive Eingriffe längst Alltag. Kann der große Bauchschnitt, zum Beispiel bei einer Darm-Operation, zur Freude von Patienten immer häufiger vermieden werden, sind selbst bei den minimal-invasiven Eingriffen noch Minimierungen möglich: Statt der - ohnehin schon ziemlich kleinen - drei bis fünf punkförmigen Löcher, die nach der Operation kaum sichtbar bleiben, operieren die Ärzte in Bethanien jetzt nach einem neuen Verfahren, das gar keine sichtbaren Spuren mehr hinterlässt.
 
Der Trick: Die Operateure in Bethanien stecken sämtliche Instrumente durch den Bauchnabel. Winziges Hilfsmittel ist ein kleiner blauer Gummipfropfen, der bei der Operation wie ein Korken in den Bauchnabel  von Patienten gesetzt wird. Durch Öffnungen im Gummipfropfen gelangen alle Instrumente inklusive einer kleinen Kamera in den Bauch. "SILS" heißt das Verfahren, dass am Niederrhein derzeit nur in Bethanien angewendet wird. Die Abkürzung steht für Single Incision Laparascopic Surgery, was einen minimal-invasiven Eingriff mit nur einem Schnitt beschreibt. Das Verfahren wird schon ein paar Jahre an Kliniken in Deutschland angewandt. In Bethanien sind von Chefarzt Zachert und seinem Team seit Ende letzten Jahres bereits fünf Patienten erfolgreich operiert worden.

Mit dem SILS-Verfahren können zum Beispiel Blinddärme, Gallenblasen oder Nieren entfernt werden. "Die SILS-Technik ist sogar geeignet, Teile des Darms zu entfernen, etwa in einem frühen Stadium von Darmkrebs oder bei Divertikulitis ", erläutert der Chirurg. Nach der Operation sind die Patienten schneller wieder auf den Beinen. Geringere Schmerzen sind ein weiterer Vorteil. "Für uns Chirurgen wird das Operieren auf engstem Raum allerdings etwas schwieriger. Deswegen sind hohe handwerkliche Fähigkeiten bei solchen Eingriffen ganz wichtig", sagt Dr. Zachert. Das Verfahren soll Interessierten beim Infotag Darmerkrankungen genauer vorgestellt werden, der am 16. März unter dem Motto "Alarm im Darm" stattfinden wird. Bei einer von Entertainer Dirk Elfgen moderierten Podiumsrunde können Gäste zudem Fragen an alle Experten des Darmzentrums Bethanien stellen. Als Experten aufs Podium geladen sind neben den Bethanien-Chefärzten Hans-Reiner Zachert und Dr. Rainer Götz auch externe Kooperationspartner, darunter der Moerser Onkologe Privatdozent Dr. Peter Liebisch und der niedergelassene Gastroenterologe Dr. Jochen Purrmann. An Infoständen im Foyer des Krankenhauses können sich Besucher über Diagnose, Therapie und Lebenshilfe bei Darmerkrankungen informieren. Landrat Dr. Ansgar Müller hat im bundesweit stattfindenden "Darm-Monat März" für die Veranstaltung in Bethanien die Schirmherrschaft übernommen. Der Eintritt ist frei.

 

Pressefoto: Üben am Plastikpatienten: Über den blauen Gummipfropfen, die bei richtigen Patienten in den Bauchnabel gesetzt werden, schieben die Chirurgen alle Operationsinstrumente in den Bauch. Nach der Operation gibt es keine Narben, der Bauchnabel wächst wieder zu.