02.09.13

Winzige Metallspirale beseitigt Luftnot

Neues Verfahren im Lungenzentrum Bethanien bringt Hoffnung für viele Menschen mit COPD

Ein kleiner gebogener Draht und winzige Metallventile bringen Hoffnung für viele unter Atemnot leidende Menschen mit der Lungenkrankheit COPD. Beide Verfahren hat jetzt das Lungenzentrum des Bethanien-Krankenhauses eingeführt. Bei den Eingriffen werden kleine Ventile von nur 4 Millimetern Größe direkt in die Bronchien eingesetzt oder gebogene Drähte von etwa 10 Zentimetern Länge in der Lunge platziert. Das Besondere daran: Die Eingriffe werden unblutig und schonend bei einer Bronchoskopie eingesetzt, eine Operation im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Im besten Fall kann das Krankenhaus schon am Tag nach dem Eingriff wieder verlassen werden. Und: "Die Verfahren eignen sich für viele schwer kranke Patientinnen und Patienten mit großer Luftnot", sagten Chefarzt Dr. Thomas Voshaar und Oberarzt Dr. Hartmut Hüschen vom Lungenzentrum Bethanien.

Bei der Volkskrankheit COPD verändert sich das Lungengewebe durch eine chronische Entzündung, es verliert an Elastizität. "Patienten haben Probleme, die eingeatmete Luft wieder auszuatmen. Die weniger elastische Lunge bläht sich mit der Zeit auf, wie ein Ballon", erklärt Chefarzt Dr. Voshaar. Schließlich kommt es zu einer dauerhaften Überblähung der Lunge und zu Luftnot bei den Betroffenen. "Da die kranke Lunge von Menschen mit COPD viel Luft gefangen hält, können die Betroffenen nicht mehr richtig einatmen und haben dadurch mehr und mehr Luftnot", wissen die Mediziner.

Therapiemöglichkeiten gibt es schon länger, aber sie bergen Risiken. "Das Prinzip ist folgendes: Damit Betroffene wieder Luft bekommen, müssen wir die kranken und überblähten Teile der Lunge verkleinern, damit die gesunden aber zusammengedrückten Teile der Lunge sich wieder ausbreiten und besser arbeiten können", berichtet Oberarzt Dr. Hüschen. Das geschah in der Vergangenheit mit einer Operation, bei der kranke Teile der Lunge entfernt wurden. Die neuen Verfahren sind sehr viel eleganter und einfacher, weil sie mit Hilfe eines Bronchoskops durch den Rachen durchgeführt werden können, während die Patientin oder der Patient in der Narkose schläft.

Die dabei eingesetzten kleinen Ventile sorgen dafür, das Luft aus den überblähten Bereichen der Lunge heraus- aber nicht hereinkommt, während die von den Medizinern "Coils" genannten Spiralen aus Nitinol sich durch einen Memory-Effekt des Metalls in der Lunge einringeln und so das kranke Lungengewebe raffen und dadurch dessen Volumen verkleinern. Etwa zehn Coils werden bei dem etwa halbstündigen Eingriff in einen einzelnen Lungenlappen gesetzt. Welche Patienten für welches Verfahren in Frage kommen, testen die Ärzte vorher mit einem einfachen Lungenfunktionstest und CT-Aufnahmen der Lunge. Von COPD sind vor allem Raucher und Menschen über 40 betroffen.

Andere Kliniken in Deutschland wenden die neuen Verfahren schon eine Weile an. Die Ärzte in Bethanien wollten aber erst sichergehen, dass die neuen Methoden wirklich ungefährlich für die Betroffenen sind und es keine unerwünschten oder gar ernsten Komplikationen gibt. "Wir haben die Ergebnisse medizinischer Studien abgewartet, die inzwischen vorliegen und die zeigen, es handelt sich um sichere Verfahren, die schwer kranken Patienten eine deutliche Verbesserung der Atmung bringt und damit eine erhöhte Lebensqualität", so die Lungenärzte in Bethanien. Bei den ersten nach den neuen Verfahren behandelten Patienten konnten die Moerser Ärzte eine beachtliche Verringerung der Atemnot bei den Patienten beobachten.


Gemessen an den Patientenzahlen ist die Lungenklinik Bethanien eine der fünf größten Lungenkliniken in ganz Deutschland. Ärzte empfehlen das Lungenkrebszentrum Bethanien Moers als eines der besten des Landes, wie eine Mediziner-Umfrage der Zeitschrift "Guter Rat Gesundheit 2013" ergab.

 

 

Pressefoto: Die Lunge liegt ihnen am Herzen: Oberarzt Dr. Hartmut Hüschen (li.) und Chefarzt Dr. Thomas Voshaar von der Lungenklinik Bethanien haben die neuen Verfahren in Moers eingeführt.