27.03.13

Lungenkrebs-Patienten besser unterstützen

Gesprächskreis in Bethanien ist einzigartig am Niederrhein

Die Diagnose Lungenkrebs ist für Patienten und Angehörige oft ein Schock. Wie geht es weiter, wenn die Diagnose gestellt ist und die Therapie begonnen hat? "Wir wollen Menschen mit Lungenkrebs mit ihren Fragen nicht allein lassen", sagt Patrik Jotzo vom Lungenzentrum im Moerser Bethanien-Krankenhaus. Gemeinsam mit Helga Brach von der Selbsthilfegruppe Patientenliga Atemwegserkrankungen hat der Psycho-Onkologe jetzt in Bethanien den Gesprächskreis Lungenkrebs gegründet. "Die Diagnose stellt für alle Beteiligten – Patienten, Angehörige, Mediziner – stets eine große Herausforderung dar. Menschen mit Lungenkrebs sind oft mit einem komplexen Krankheitsverlauf konfrontiert, Hilfs- und Gesprächsangebote sind rar oder existieren nicht", so Jotzo. Die Gruppe will offen sein für Menschen mit Lungenkrebs und deren Angehörige und zwar unabhängig davon, ob die Behandlung im Krankenhaus Bethanien erfolgt. Bislang ist der Gesprächskreis einzigartig am Niederrhein. "Wir wollten ein Angebot schaffen, damit Erkrankte sich untereinander austauschen können", erklärt Patrik Jotzo als Initiator der Gruppe. "Patienten untereinander wissen am besten, worum es bei ihrer Krankheit geht. Die Gespräche in einer Patientengruppe sind anders, als in einem Arzt-Patienten-Gespräch. Man kann sich gegenseitig Mut machen und fühlt sich besser verstanden."

Dem stimmt Helga Brach von der Patientenliga Atemwegserkrankungen zu. "Gesprächspartner mit der gleichen Erkrankung können ganz anders miteinander reden. In der Gruppe wird verstanden, wie Betroffene sich wirklich fühlen". Die Patientenliga Atemwegserkrankungen unterstützt zwar Menschen mit Lungenkrebs, doch sind in der Selbsthilfegruppe Menschen mit unterschiedlichen Lungenkrankheiten vereint. "Ein spezielles Angebot für Menschen mit Lungenkrebs fehlte bislang. Deswegen unterstützen wir als Selbsthilfegruppe den Gesprächskreis." Helga Brach kennt die besonderen Ängste vieler Patienten aus den vielen Gesprächen in der Selbsthilfegruppe. "Lungenkrankheiten machen beispielsweise Symptome wie Luftnot. Bei Patienten lösen diese Symptome Ängste, mitunter sogar Todesängste aus. Die medizinische Behandlung hilft, die Symptome zu lindern. Gespräche helfen, die Symptome besser zu verarbeiten. Die Betroffenen wollen darüber sprechen können." Themen wie körperliches Leid oder Angst vor Schmerzen sollen deswegen im neuen Gesprächskreis keine Tabuthemen sein.

Die Idee zum Gesprächskreis Lungenkrebs war im Sommer 2012 im Kreise von Patienten, Selbsthilfegruppen und Medizinern bei einem Informationstag des Lungenzentrums Bethanien Moers entstanden. "Lungenkrebs gehört zu den sehr häufigen Krebsarten", erläutert Chefarzt Dr. Thomas Voshaar die Hintergründe. "In den letzten fünf bis zehn Jahren hat es bei den Therapiemöglichkeiten eine rasante Entwicklung gegeben, die uns Hoffnung macht, viele Patienten jetzt und in Zukunft noch besser helfen zu können." Ärzte machten jedoch nur einen Teil einer ganzheitlichen Betreuung aus, betont der Lungenexperte. "Deswegen freuen wir uns, mit Patrik Jotzo einen Psycho-Onkologen in unserer Klinik zu haben, der den Patientinnen und Patienten oft schon vor der Diagnosestellung zur Seite steht und sie am Krankenbett besucht", betont der Chefarzt. "In dieser Phase sind Sorgen und Ängste bei den Patientinnen und Patienten am größten." Im Lungenzentrum Bethanien werden pro Jahr rund 230 Neuerkrankungen mit Lungenkrebs diagnostiziert. Etwa ein Drittel aller Patienten nehmen das Angebot einer psycho-onkologischen Beratung schon am Krankenbett an. Die Möglichkeit des Austauschs soll mit dem Gesprächskreis Lungenkrebs auch nach dem Krankenhaus-Aufenthalt erhalten bleiben - am besten mit einer Person, die man schon kennt. "Im Gesprächskreis können Erkrankte mit mir als Psycho-Onkologen in engem Kontakt bleiben", so Jotzo. Diese Kontinuität sei ein großes Plus in der Patientenbetreuung.

 

Pressefoto: Chefarzt Dr. Thomas Voshaar (auf dem Bild im Arztkittel beim gestrigen Pressegespräch am 25.3.2013) hatte vor siebzehn Jahren schon die Regionalgruppe der Patientenliga Atemwegerkrankungen mitgegründet, die heute knapp 120 Mitglieder hat und eine der größten Regionalgruppen ist. Jetzt macht er sich gemeinsam mit Psycho-Onkologe Patrik Jotzo (li. im Hintergrund für den Gesprächskreis Lungenkrebs stark.