Projekt Lebensbaum

Kunst & Kultur im Bethanien

Eine sinnstiftende Idee für Patient:innen, Freund:innen, und Mitarbeiter:innen der Stiftung Bethanien Moers, unterstützt und getragen vom Freundeskreis Bethanien mit Unterstützung der Galerie Schürmann.

Lebensbaum Bethanien

Der Lebensbaum ist ein Projekt, um den Menschen in der Stiftung Bethanien einen Raum für Reflektionen zu geben, für die Bewältigung der Herausforderungen im Alltag. Es geht darum, Perspektiven zu bieten und Momente zu schaffen, die Trost und Kraft spenden in Zeiten von Verletzlichkeit und Mutlosigkeit. Auf dieser Seite stehen die für das Bethanien gestalteten Kunstwerke im Fokus. In einem weiteren Schritt werden die sinnstiftenden Texte in der Stiftung Bethanien ergänzt. Somit dient Kunst in Bild und Wort als Anregung für Gedanken, für Gespräche, für Gemeinschaft, als ein Beitrag zur Genesung und zur Freude im Alltag.

Der prächtige alleinstehende Baum, die etwa 100 Jahre alte kanadische Eiche, musste Anfang 2019 dem dringend notwendigen und jetzt längst fertiggestellten neuen Bethanien-Bettenhaus weichen.


Es war mehr als ein Baum. Er war ein Wegbegleiter durch die Jahreszeiten. Abends schien durch seine Laubkrone die untergehende Abendsonne. Im Herbst färbte sich sein Kleid in bunten Farben und im Winter stand er meist nackt und manchmal schneebedeckt auf seiner Wiese, bis im Frühjahr seine Knospen wieder die schöne warme Jahreszeit ankündigten. Der Baum war so manchen Patient:innen Trost, der ein oder andere hat ihn in Bedrängnis sogar umarmt. Diese Eiche hat ein Stück Halt geboten. 


Natürlich war er nur ein einfacher Baum, der für viele Menschen aber mehr verkörperte, als das, was augenfällig ist. Der Baum hatte die Kraft, diejenigen anzurühren, die dafür empfänglich waren. Er strahlte Ruhe aus und besaß eine beständige Schönheit.

Gerade im Krankenhaus, gerade in Zeiten von Krankheit, und manchmal überhaupt erst in Zeiten von Krankheit, nehmen wir uns Zeit für die wesentlichen Fragen, für die existenziellen Fragen. In schwerer Krankheit drängen sie sich doch geradezu auf: Wer bin ich? Welche Wünsche und Ziele habe ich? Welche Aufgaben möchte ich (noch) erledigen? Welche Beziehung habe ich zu den Menschen, denen ich und die mir begegnen? Im Krankenhaus sind Kummer und Verletzlichkeit, Hilfsbedürftigkeit, Verzweiflung und Trauer gegenwärtig. Aber ebenso auch Dankbarkeit, Zuversicht, Linderung, Heilung, Hoffnung und Freude. Es sind aber nicht nur diese individuell-persönlichen Erlebnisse in der Zeit von Krankheit. Manche werden sagen, dass es eine „kranke Zeit“ ist, in der wir leben. Neben der von Vielen nicht ganz zu Unrecht als bedrängend empfundenen gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Lage, ist es für uns im Bethanien auch eine Zeit der Krankenhausstrukturreform, um uns herum eine verunsichernde Zeit von „kaltem Krankenhaussterben“ und von Fachkräftemangel mit all den anstrengenden Folgen im Alltag. Wir sind fest überzeugt, dass all dem etwas an die Seite gestellt werden sollte. Denn das, was wir jeden Tag in der Stiftung tun, ist sinnvoll! Es ist notwendig! Es ist eine zutiefst menschliche, humane Aufgabe! Und darum geht es doch: Es geht um das Wesentliche, um das Menschliche. Wenn wir dieses „Wesentliche“, dieses „Warum“ kennen und auch spüren, dann wird es uns auch gemeinsam gelingen, die vielen Anforderungen im Dienst der Menschen zu bewältigen. Selbstverständlich müssen zahlreiche Management-Aufgaben erledigt und manchmal auch unpopuläre Maßnahmen, um deren Richtigkeit wir ringen, nüchtern umgesetzt werden. Aber wir sind der festen Überzeugung, dass dieses Projekt helfen kann, im Alltag – immer wieder, quasi „im Vorbeigehen“ – den Blick auf das Wesentliche, auf das „Warum“ zu lenken.

Diese Kunstwerke sind weit mehr als Dekoration. Sie spenden Trost und Kraft. Zusammenmit den Texten, den Sinnsprüchen, den Aphorismen sind sie Quelle individueller Emotionen und Gedanken, öffnen vielleicht ein Tor zu unserer Seele. Solche Momente sind ein unverzichtbarer Beitrag zur Genesung und zur Bewältigung der alltäglichen oft sehr anstrengenden Arbeit. Es ergänzen sich Wort und Bild. Der Baum, nun vielfältiger Sinnträger, wird so zu einem mehrdimensionalen komplexen Kunstwerk an verschiedensten Orten unter dem einem Dach der Stiftung Bethanien. Der Lebensbaum bleibt in seiner Form, seinen Ästen erkennbar – mal mehr, mal weniger, wie die Abbildungen des Kataloges verdeutlichen. Ausgehend von dem Hauptwerk, das aus dem Stamm gearbeitet wurde, verzweigt er sich dann in seinem neuen Wesen in alle Bereiche der Stiftung. So finden sich dann, ver teilt in der gesamten Stiftung Bethanien, die fast 30 Kunstwerke und die sinnstiftenden Texte. Es ist eine Vielfalt von Kunstwerken und eine Vielfalt an Texten, die für diesen Lebensbaum entstanden sind. Und es ist genau diese Vielfalt, die zum Ausdruck kommen soll. Sie entspricht der Vielfalt der Menschen, die sich jeden Tag in unserer Stiftung begegnen. In der Stiftung Bethanien sind Mitarbeiter:innen aus mehr als 50 Ländern aus aller Welt beschäftigt. Sie kommen, wie auch unsere Patient:innen, aus unterschiedlichsten Kulturen und sie bringen somit eine kulturelle Vielfalt in unser Haus, die wir persönlich als große Bereicherung erleben.

Jeder einzelne dieser Menschen mag etwas Anderes mit dem verbinden, was er hier liest und sieht. Es sind wir Menschen, die diesen Baum lebendig halten und manchmal auch durch ihn gehalten werden. Dieser Lebensbaum steht also für das Leben selbst, für die Vielfalt des Lebens, für das Werden und die Vergänglichkeit, er verbindet Himmel und Erde und er ist 1.000-fach erlebte, beschriebene und besungene Projektion für Sehnsüchte und Bedürfnisse. Die Idee „Lebensbaum“ ergänzt unser Leitbild Miteinander. Würde. Menschlichkeit. Sie differenziert es aus. Nicht als bereits allzeit gelebte und erreichte Wirklichkeit, sondern als Kompass, als Ansporn und als Ziel. Als Anspruch, an dem wir uns täglich messen lassen wollen. Genau darum sollte dieser Baum nicht einfach gefällt und vergessen werden! Wir hoffen, dass seine ursprüngliche Wirkkraft, nun verbunden mit der Kunst, sich in allen Werken manifestiert, so dass er auch in neuer Gestalt uns Menschen tief berührt. Dieses sich Anrühren lassen, unsere ganz individuelle Reaktion darauf, die vielleicht nur zarte Veränderung, die es in uns auszulösen vermag, diese Anverwandlung, die übrigens nicht auf Knopfdruck herstellbar, nicht planbar, die unverfügbar ist, das hat Hartmut Rosa, diesjähriger Leibnitz-Preis-Träger, in seinem Werk „Resonanz“ ausgearbeitet, als Antwort auf vielfach erlebte Entfremdung in einer Zeit des – wie er schreibt – „rasenden Stillstands“, als Angebot, in welcher Beziehung wir zur Welt und zu uns selbst stehen und ein gelingendes Leben führen können. Helfen Sie uns, dass der Lebensbaum das Leben im Krankenhaus und in der gesamten Stiftung zum Klingen bringt und unseren Blick auf das Wesentliche weitet. Stellvertretend also für alle, die dieses Projekt bis hierher getragen haben und weiter tragen werden, möchten wir uns vor allem bei Ihnen schon jetzt sehr herzlich bedanken. Bitte helfen Sie uns auch weiterhin mit Ihrer Großzügigkeit, diese Idee zu realisieren. Helfen sie uns, eine Brücke zu bauen zwischen Kunst und Krankheit, zwischen Ästhetik und Genesung, zur Integration von Besinnung in den oft hektischen Alltag. Möge die Idee diejenigen erreichen, die Hoffnung und Trost am dringendsten benötigen, die gegen Krankheit und Unsicherheit kämpfen, die Kraft und Halt im Alltag suchen. Wir freuen uns sehr, wenn Sie das Projekt in Ihr Herz schließen, es in Ihren Herzen mitnehmen und weitererzählen, und sagen: „Das gefällt mir, das ist wichtig, das ist gut!“ 

Diese beeindruckend ausdrucksstarken Wandobjekte ziehen unsere Blicke magisch an und wecken unsere Neugier. Sie überraschen uns, wirken aufregend, beruhigend, bewegend und faszinierend. Sie dürfen der menschlichen Phantasie Raum für intensive Gefühle geben, und ihre interpretatorische Vielschichtigkeit bereichert uns mit Momenten der Freude, Bewunderung, Andacht, Meditation oder Reflektion. 13 Künstler:innen der Gegenwartskunst gaben diesem Projekt die Ehre. Einzigartig war die Ausgangssituation: die Baumscheiben der gefällten Eiche waren für jeden der Künstler:innen Ursprung und Voraussetzung der 27 Kunstwerke, die eigens für das Bethanien geschaffen wurden. Dank der Komplexität künstlerischer Formfindung entstand etwas völlig Neues aus diesen Baumscheiben. Verschiedenste Techniken, von konventionell mit dem Pinsel aufgetragener Farben bis zum Gebrauch der Kettensäge, offenbaren ein unglaublich vielseitige Schaffensspektrum. Komplizierte Verfahren finden sich ebenso wie die Spontanität der Aktion, die Wucht der Bewegung. So entdeckt man zum einen bewusstes Arbeiten in der betont ebenen Fläche, zum anderen eindrucksvolle Gestaltung von Volumen und Tiefe. Farben vermitteln Gefühlswerte, definieren subtile Beziehungen und Kontraste, bauen Spannungen auf. Kompositionen voller Lebendigkeit harmonieren hier mit ruhigen meditativen Werten. Manche verströmen etwas Poetisches, andere wirken humorvoll, viele überzeugen mit strenger Rationalität oder Ernsthaftigkeit. Charakteristikum aller Baumscheiben sind die Risse im Holz. Ein Riss, Sinnbild für Verletzung, verdeutlicht, dass etwas auseinanderbricht, einstürzt oder aus den Fugen gerät und bietet unterschiedlichste Projektionsflächen. Sei es die Furcht in einen chaotischen Abgrund zu fallen oder als bräche die eigene Welt auseinander. Ebenso können die Risse eine Öffnung in die Welt der Fantasie sein, oder die Möglichkeit bieten durch einen Riss in eine andere Zeit zu gelangen. Für den kanadischen Schriftsteller und Musiker Leonard Cohen war wichtig, „da muss ein Riss in allem sein/so kommt das Licht herein“. Alle Künstler:innen haben diese vorgegebenen Strukturen der Risse auf lebendige Art und Weise in ihren Gestaltungsprozess integriert und interpretatorisch auf liebevolle Weise repariert, mit Neuem gefüllt oder die Spaltungen explizit betont.

Eingebunden in Geschichte und Tradition der Stiftung

Die Stiftung Bethanien für die Grafschaft Moers ist ein Haus christlicher Prägung und tief verwurzelt im Moerser Leben. Unter dem Motto „Miteinander, Würde, Menschlichkeit“ stehen wir für eine vielfältige Gemeinschaft, in der Hilfe, Heilung, Verantwortung und Freundlichkeit gelebt werden. Diese Tradition soll sich im Lebensbaum-Projekt wieder finden.

Kunstausstellung im Peschkenhaus

Die Kunstwerke konnten am 01. und 02.12.2023 im Rahmen einer Ausstellung in den Räumlichkeiten des Kunstvereins Peschkenhaus Moers e. V. von Spender:innen mit einer Spende für die Stiftung Bethanien erworben werden.

 

Schicken Sie uns Ihren Satz

besinnlich, fröhlich, tröstend, geistlich, interkulturell

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  • Ihren Lieblingssinnspruch – religiös, philosophisch oder lebenspraktisch.

Wir sind gespannt auf Sätze für alle Bereiche der Stiftung, für die Stationen in der Klinik, die Flure, Zimmer, Treppenhäuser, für das MVZ, das Seniorenstift, die Akademie und den Ambulanten Hospizdienst. Außerdem freuen wir uns über Ihre Spende zur Finanzierung des Projektes!

Spendenseite/Bankverbindung

Wr freuen uns sehr über Ihre Spende! Gerne stellen wir Ihnen bei einer ab 200€ auch eine Spendenquittung aus. 

Freundeskreis Stiftung Bethanien e.V.
Sparkasse am Niederrhein
IBAN: DE22 3545 0000 1125 0027 64
BIC: WELADED1MOR
Verwendungszweck: Lebensbaum