Schwerkranke oder sterbende Menschen und ihre Zugehörigen in den schwersten Stunden zu begleiten, erfordert nicht nur ein besonderes Fingerspitzengefühl. Es ist für viele auch eine sinnstiftende Lebensaufgabe. Das Team des Ambulanten Hospizdienstes Bethanien aus Moers geht dieser Arbeit professionell und einfühlsam nach.
Wer sich ebenfalls im Rahmen der Hospizarbeit engagieren möchte, ist am 23. April herzlich zu einem Infoabend eingeladen. Ab 18 Uhr können sich Interessierte im Veranstaltungsraum des Seniorenstifts Bethanien (Wittfeldstraße 31, 47441 Moers) informieren. Um eine vorherige Anmeldung bei Claudia Möller, Leitung des Ambulanten Hospizdienstes, wird gebeten. Telefonisch unter +49 (0) 2841 200 2140 oder per E-Mail an claudia.moeller@bethanienmoers.de.
Am Infoabend haben die Teilnehmer:innen die Gelegenheit, sich ein Bild vom Ambulanten Hospizdienst zu machen und außerdem über den sogenannten Befähigungskurs zu informieren. Diesen rund 100-stündigen Kurs durchlaufen alle Ehrenamtlichen, bevor sie ihre Tätigkeit im Ambulanten Hospizdienst aufnehmen können. Der nächste Kurs startet am 14. Juni und findet einmal monatlich – freitags von 17 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 17 Uhr – statt.
Ehrenamtliche ambulante Hospizbegleitung – eine besondere Aufgabe
Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin, die weiß, was die Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen bedeutet, ist Birgit Leske. Die 59-jährige Moerserin engagiert sich seit 2021 für den Ambulanten Hospizdienst Bethanien.
„Als ich damals den Aufruf in der Zeitung gelesen habe, fühlte ich mich sofort angesprochen. Ich suchte zu der Zeit ein sinnhaftes und ehrenamtliches Engagement und freue mich noch heute, die Chance ergriffen zu haben.“ Auf die Frage, ob ihre Vorstellungen sich erfüllt haben, antwortet sie: „Es hat sich sogar als noch besser erwiesen! Ich habe das Ganze auf mich zukommen lassen und in den Einsätzen erfahren dürfen, dass ich die wertvollen Inhalte des Befähigungskurses in der Praxis gut umsetzen konnte. Ich erinnere mich noch genau an meine erste Begleitung: Ich habe meinen Blick über die Äußerlichkeiten hinweg gelenkt und mich so in meinem Handeln durch intensives Spüren leiten lassen, um würdevoll zu unterstützen.“ Bisher hat Birgit Leske 37 Patient:innen und Angehörige begleitet. Die Dauer und Intensität waren dabei unterschiedlich. In ihrem persönlichen Buch schreibt sie Erinnerungen auf. „Das mache ich nur für mich – es ist mir wichtig, meine Erfahrungen und Eindrücke festzuhalten.“
„Unsere Ehrenamtlichen erleben Bindung zu den Patientinnen und Patienten, auch wenn die Begleitung nicht Wochen oder Monate, sondern manchmal nur Tage oder Stunden andauert“, erklärt Claudia Möller, Leitung des Ambulanten Hospizdienstes. Die Arbeit sei durch die Vielfalt der unterschiedlichen Menschen und ihre Schicksale geprägt.
„Die stetige Reflexion mit unseren beiden Hospizkoordinatorinnen sowie mit meinen Kolleginnen und Kollegen, Supervisionen, die Stiftung Bethanien im Hintergrund – all das vermittelt mir und dem Team Stärkung und Rückhalt. In einem einmal monatlich stattfindenden Gruppentreffen berichten wir von unseren Begleitungen und tauschen uns aus, außerdem gedenken wir den Verstorbenen und jede Begleitung findet somit ihren würdevollen Abschluss,“ ergänzt Birgit Leske. An eine Begleitung erinnert sie sich sehr gerne: „Eine 68-jährige Dame mit fortgeschrittener Krebserkrankung empfand so viel Vorfreude auf meinen Besuch bei ihr zu Hause, dass sie sich extra zurechtmachte: Sie war bettlägerig und hat sich immer wieder im Rahmen ihres Möglichen Neues einfallen lassen: Mal trug sie einen Smiley-Sticker am Nachthemd, ein anderes Mal ein farbenfrohes Halstuch oder eine lange Kette. Aber eines durfte nie fehlen: der Lippenstift! Es war so berührend und sie als Person etwas ganz Besonderes.“
Bei ihren Begleitungen versucht die Moerserin wie auch ihre ehrenamtlichen Kolleg:innen nach Möglichkeit die Wünsche der Begleiteten zu erfüllen: „Eis essen, einen vertrauten Ort aufsuchen, gemeinsam Musik hören, körperliche Wohlfühlmomente wie Haare bürsten, Fingernägel lackieren oder eine Handmassage gehören ebenso dazu, wie das Einlassen auf die Betroffenen durch Zuhören und Spüren – was entlastend sein kann, nicht immer nur traurig. Es wird zusammen gelacht, gehofft und auch gemeinsam geflucht.“ Die größte Herausforderung am Ehrenamt sei die Balance zwischen Nähe und Distanz, damit man die Themen nicht mit nach Hause nehme. „Wenn meine Arbeit mich nicht berühren würde, wäre ich fehl am Platz, aber ich grenze mich gut ab. Nicht zuletzt tue ich etwas Sinnhaftes und bekomme unglaublich viel Dank und Wertschätzung zurück.“