27.03.20

Richtig umgehen mit der Corona-Pandemie

Lungenfachärzte aus dem Krankenhaus Bethanien gaben Infos aus erster Hand

Verlässliche Informationen zum Umgang mit der Corona-Pandemie gab dieser Tage das Krankenhaus Bethanien. Zehntausende haben das Video des WDR von der Pressekonferenz inzwischen auf Facebook angeschaut.
 
Schutzmasken für die geladenen Journalisten – und alle Beteiligten saßen in gebührendem Abstand voneinander entfernt. Unter größtmöglichem Schutz für die Gesundheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierte das Moerser Krankenhaus Bethanien dieser Tage auf einer Pressekonferenz zur Corona-Pandemie. Mit dem eigentlich nur für Journalisten gedachten Termin landete Bethanien unerwartet einen Internet-Hit. Die WDR-„Lokalzeit aus Duisburg“ hatte die Pressekonferenz aus dem Moerser Krankenhaus live auf Facebook gestreamt – mehr als 80.000 Menschen haben das Video dort inzwischen angeschaut. Die Ärzte wollten sachliche und verlässliche Informationen geben. Offenbar haben die Experten der Stiftung Krankenhaus Bethanien den Nerv der Öffentlichkeit getroffen viele drängende Fragen der Bevölkerung beantwortet.
 
„Dank unserer großen Lungenklinik sind wir beim Thema Corona gut aufgestellt. Wir können Verdachtsfälle, aber auch erkrankte Menschen optimal versorgen“, leitete Stiftungsvorstand Dr. Ralf Engels das Gespräch ein. Dr. Kato Kambartel, Virologe und Oberarzt in der Lungenklinik, berichtete von den im Bethanien mit Blick auf die zu erwartende Pandemie getroffenen Maßnahmen. „Im Januar gab es die ersten Warnungen vor einer möglichen weltweiten Pandemie. Seit Wochen haben wir uns auf alle Eventualitäten vorbereitet.“ Die aktuelle Situation in Moers sei laut Dr. Kambartel vergleichbar mit der Situation im gesamten Land. „In der ersten Phase der Epidemie hatten wir vor allem ambulante Patienten mit leichten Symptomen, die nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten. In der zweiten Phase erwarten wir jetzt allerdings mehr Patienten mit schwereren Krankheitssymptomen, die einer stationären Hilfe im Krankenhaus bedürfen.“
 
Als Chefarzt der Lungenklinik Bethanien schilderte Dr. Thomas Voshaar, wie sich die Infektion nach jetzigem Kenntnisstand darstellt. „80 Prozent aller mit dem Corona-Virus infizierten Menschen werden gar nicht krank oder bekommen nur sehr leichte Symptome. Die meisten also.“ Nur etwa zwanzig Prozent aller Infizierten bekämen mit Fieber und/oder Atemnot. Diese Infizierten würden für ein paar Tage zur Beobachtung und Behandlung im Krankenhaus aufgenommen, bis die Symptome abgeklungen seien. Dr. Voshaar betonte, dass nur ein ausgesprochen kleiner Teil aller im Krankenhaus mit einer Corona-Infektion behandelten Patienten auf die Intensivstation müsse, nämlich dann, wenn sich neben den Atemproblemen beispielsweise auch Kreislauf- oder Nierenprobleme einstellen sollten. Alle anderen Corona-Patienten könnten durchaus auf einer Normalstation behandelt werden. Bei Atemproblemen erhielten diese Patienten für ein paar Tage Unterstützung durch ein kleines tragbares Beatmungsgerät mit Atemmaske, wie es auch bei Schlafapnoe von Schnarchern zu Hause verwendet wird. „Aber auf die Intensivstation müssen diese Corona-Patienten nicht.“ Bethanien könne mit insgesamt 100 Geräten Patienten invasiv und nicht-invasiv beatmen – weit mehr als die meisten anderen Kliniken in Deutschland.
 
Damit der Krankenhaus-Betrieb auch während der Pandemie möglichst normal weiterlaufe und sich Corona in der Klinik nicht unkontrolliert ausbreite, sind die Patienten mit einer Corona-Infektion oder Corona-Verdacht streng von denen getrennt, die nicht infiziert sind, berichtete Dr. Christoph Chylarecki, der neue Ärztliche Direktor im Bethanien. „Die Weiterversorgung von anderen schwerkranken Patienten ist sichergestellt.“ Unaufschiebbare und lebensnotwendige Operationen würden selbstverständlich auch weiterhin durchgeführt. Dabei seien auch die behandelnden Teams strikt von den Teams der Corona-Patienten getrennt, um mögliche Ansteckungen von vorneherein auszuschließen. Wie Pflegedirektorin Angelika Linkner mitteilte, seien dafür in den letzten Tagen und Wochen jeweils eigene Teams aus erfahrenem und gut ausgebildetem Pflegepersonal zusammengestellt worden.
 
Alle Vertreter des Krankenhauses lobten die gute Zusammenarbeit mit den Behörden, der Feuerwehr und nicht zuletzt den niedergelassenen Ärzten bei der Vorbereitung auf den zu erwartenden Höhepunkt der Krankheitswelle. Die gemeinsamen Anstrengungen und die breite Unterstützung der Schutzmaßnahmen durch die Bevölkerung hätten dazu beigetragen, dass man bei der Zahl der zu behandelnden Patienten im Moment hinter den zu erwartenden Zahlen zurückliege, sagte Chefarzt Dr. Thomas Voshaar. Das war eine gute Nachricht für den auch zur Pressekonferenz geladenen Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer. Er appellierte an die Vernunft der Moerserinnen und Moerser und bat sie, die Ratschläge von Medizinern, Wissenschaftlern und Politik zur Eindämmung der Pandemie weiter zu befolgen. Dabei sei ihm als Bürgermeister klar, dass die Einschränkungen tief in das private Leben der Menschen eingreifen. Dies sei jedoch das Gebot der Stunde, um möglichst viele Menschen vor Ansteckung und Krankheit zu schützen. Dr. Thomas Voshaar brachte die Empfehlung der Fachleute an die Bevölkerung auf eine handliche Formel für den Alltag: „Bleiben Sie bis auf weiteres zu Hause und meiden sie für die nächste Zeit alle nicht lebensnotwendigen persönlichen Kontakte.“
 

Pressefoto: Informierten auf einer Pressekonferenz im Krankenhaus Bethanien über die Corona-Pandemie (v.l.n.r.): der neue Ärztliche Direktor Dr. Christoph Chylarecki, Pflegedirektorin Angelika Linkner, Chefarzt Dr. Thomas Voshaar und der Virologe Dr. Kato Kambartel vom Lungenzentrum, der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer sowie Dr. Ralf Engels, Vorstand der Stiftung Krankenhaus Bethanien.