Dass ein 56-jähriger Patient mit einem gedeckt rupturierten Bauchaortenaneurysma überlebt hat, hat er dem beherzten Eingreifen und der guten Zusammenarbeit von Ärzt:innen des Krankenhauses Bethanien Moers und des St. Josef Krankenhauses Moers zu verdanken.
Ende November 2024 stellte sich der Patient mit stärksten Schmerzen und dem Verdacht auf eine Nierenkolik in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) des St. Josef Krankenhauses vor. Bei einer umgehend erfolgten Ultraschalluntersuchung wurde eine große Aussackung an der Bauchschlagader mit einem umgebenden Bluterguss festgestellt. Bei diesem sogenanntem gedeckt rupturierten Bauchaortenaneurysma handelt es sich um eine geplatzte Aussackung an der Bauchschlagader, bei der die Ausbreitung des Blutes durch Knochen oder umliegendes Gewebe gebremst wird und die umgehend behandelt werden muss. Dies sollte im Krankenhaus Bethanien Moers passieren, das den Patienten zur Operation des Aneurysmas in der Klinik für Gefäßchirurgie & Phlebologie unter Chefarzt Prof. Dr. Bruno Geier übernehmen sollte. Noch vor dem Transport des 56-jährigen Patienten verschlechterte sich sein Zustand jedoch akut, sodass eine Verlegung nicht mehr möglich war.
Im Schockraum des St. Josef Krankenhauses wurde der Patient in Narkose versetzt und der Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des St. Josef Krankenhauses, Dr. Marc Renter, nahm noch in der ZNA eine Bauchöffnung vor und legte eine Klemme an die Bauchaorta an, um die Blutung zu stoppen, die durch das rupturierte Aneurysma entstanden war. Dem Team aus Anästhesie, Chirurgie und Zentraler Notaufnahme des St. Josef Krankenhauses gelang es so, den Patienten zu stabilisieren. Parallel wurde Prof. Dr. Geier im Krankenhaus Bethanien als Spezialist für Gefäßchirurgie erneut kontaktiert, mit der Bitte, den Patienten direkt im St. Josef Krankenhaus zu operieren: „Ich habe schnell die entsprechenden Gefäßprothesen organisiert und dann wurde ich auch schon abgeholt. Mit dem Notarzteinsatzfahrzeug der Feuerwehr Moers und Blaulicht ging es rüber ins Nachbarkrankenhaus.“ Prof. Geier erläutert weiter: „Im St. Josef Krankenhaus angekommen, waren sehr viele Menschen in der ZNA, um dem Patienten zu helfen und ihn zu versorgen. Dr. Renter hatte bereits eine Klemme an die Bauchaorta gesetzt, um die Blutung zu stoppen. Mithilfe einer weiteren provisorischen Klemme, die wir gemeinsam setzten, konnte der Patient so weit stabilisiert werden, dass er in den OP gebracht werden konnte.“ Im Operationssaal wurde der 56-Jährige von Prof. Dr. Geier, Dr. Renter und zwei Oberärztinnen der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des St. Josef Krankenhauses erfolgreich operiert. Während des rund zweieinhalbstündigen Eingriffs wurde dem Patienten eine Y-förmige Prothese an der Bauchaorta eingesetzt und dieser anschließend auf die Intensivstation des St. Josef Krankenhauses verbracht. „Es ist erstaunlich, dass der Patient nach allem, was er mitgemacht hat und nach der Gabe von vielen Blutprodukten so stabil ist“, erklärt Prof. Geier. „Es ist schon ein kleines Wunder, dass er all das gut überstanden hat. Durch das beherzte und mutige Eingreifen von Dr. Renter und seinem Team und dem Anruf bei uns, konnten wir das gemeinsam meistern – und der Patient überleben.“
Aortenaneurysma – Definition, Symptome, Ursachen
Ein erhöhtes Risiko für die sackförmige Erweiterung in der Hauptschlagader haben Männer ab 65 Jahren. „Wenn ein Aneurysma platzt und ,frei‘ bluten kann, ohne von Gewebe gehalten bzw. gedeckt zu werden, verblutet man innerhalb weniger Minuten. Oft merken die Patientinnen und Patienten nicht, dass sie eine solche Aussackung haben. Manche Betroffene klagen über Rückenschmerzen, ansonsten ist ein Aortenaneurysma symptomlos. Es sind oftmals Zufallsfunde, bei denen dann, je nach Größe und Lage, schnelles Handeln gefordert ist“, klärt der erfahrene Chefarzt Prof. Geier auf. „40 bis 50 % der Patientinnen und Patienten versterben an einem rupturierten Bauchaortenaneurysma.“ Die Ursachen hierfür kennt man nicht genau. Eine Schwäche der Gefäße oder eine erblich bedingte Neigung zu einem Aortenaneurysma spielen ebenso eine Rolle, wie hoher Blutdruck, Rauchen oder Krankheiten, wie COPD, da sie das Risiko für Aortenaneurysmen fördern können.
Ultraschalluntersuchung der Bauchaorta
Seit 2018 übernehmen die Krankenkassen einmalig ein Screening der Bauchaorta für Männer ab 65 Jahren. Hierbei misst der bzw. die Ärzt:in mittels Ultraschall die Aorta an der Stelle mit dem größten Durchmesser unterhalb der Stelle, an der die Nierengefäße abzweigen. So kann festgestellt werden, ob eventuelle Aussackungen vorliegen und Handlungsbedarf besteht.