Schilddrüse und Nebenschilddrüse

Die Schilddrüse ist eine schmetterlingsförmige Hormondrüse, die sich im Hals befindet – direkt unterhalb des Kehlkopfes und vor der Luftröhre. Sie spielt eine zentrale Rolle im Körper, indem sie Jod speichert und jodhaltige Schilddrüsenhormone produziert. Diese Hormone sind essenziell für die Regulation zahlreicher Stoffwechselprozesse im Körper, wie zum Beispiel die Energieproduktion, das Wachstum und die Entwicklung. Die Schilddrüse arbeitet eng mit anderen Organen zusammen, um den Hormonhaushalt im Gleichgewicht zu halten.

Neben der Schilddrüse gibt es im menschlichen Körper auch die Nebenschilddrüsen, die für die Regulation des Calciumhaushalts verantwortlich sind. Insgesamt besitzt der Mensch vier dieser kleinen Drüsen, die in der Nähe der Schilddrüse liegen. Sie produzieren Hormone, die den Calciumspiegel im Blut konstant halten, was für die Funktion von Nerven, Muskeln und Knochen wichtig ist.

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Schilddrüsenkrebs

Schilddrüsenkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung der Schilddrüse. Im Vergleich zu anderen Krebsarten ist diese Erkrankung relativ selten. Dennoch ist es wichtig, sie frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Es gibt verschiedene Arten von Schilddrüsenkrebs, die sich in ihrer Zellstruktur und ihrem Verhalten unterscheiden.

Es werden insgesamt vier Haupttypen unterschieden:

1. Differenzierte Karzinome – papilläres und follikuläres Karzinom
Diese beiden Formen gehören zu den differenzierten Schilddrüsenkarzinomen, da sie in ihrer Zellstruktur dem normalen Schilddrüsengewebe ähneln. Sie sind meist weniger aggressiv und die Heilungschancen sind gut. Der Unterschied liegt vor allem darin, wie sie Metastasen bilden: Das papilläre Karzinom metastasiert häufig in die nahegelegenen Lymphknoten, während das follikuläre Karzinom eher Fernmetastasen in Lunge und Knochen bildet. Diese Art von Krebs tritt häufig bei jüngeren Patient:innen auf und kann in vielen Fällen erfolgreich behandelt werden.

2. Medulläres Karzinom
Dieses Krebsarten entsteht in den sogenannten C-Zellen der Schilddrüse, die das Hormon Calcitonin produzieren. Eine erhöhte Calcitonin-Konzentration im Blut kann auf diese Krebsform hinweisen. Das medulläre Karzinom ist etwas seltener, aber es kann aggressiver sein und erfordert eine gezielte Behandlung.

3. Undifferenziertes oder anaplastisches Karzinom
Diese Form ist äußerst selten, aber auch die aggressivste Variante des Schilddrüsenkrebses. Sie metastasiert sowohl lymphogen (über die Lymphgefäße), als auch hämatogen (über das Blut) und breitet sich schnell im Körper aus. Das anaplastische Karzinom ist schwer zu behandeln und hat eine schlechtere Prognose, da es sehr schnell wächst und in fortgeschrittenen Stadien oft nicht mehr heilbar ist.

Das Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, ist bei Frauen deutlich höher als bei Männern – das Verhältnis liegt bei etwa 3:1. Das bedeutet, dass Frauen dreimal häufiger betroffen sind. In einigen Fällen spielt eine genetische Veranlagung eine wichtige Rolle, sodass die Erkrankung in Familien vorkommen kann.

Schilddrüsenkrebs kann in jedem Alter auftreten, doch das mittlere Erkrankungsalter liegt bei über 50 Jahren. Neben genetischen Faktoren gibt es weitere Risikofaktoren, die das Risiko erhöhen können, zu erkranken. Dazu zählen Jodmangel sowie andere Schilddrüsenerkrankungen wie ein Kropf (auch Struma genannt) oder Hashimoto-Thyreoiditis, eine chronisch-entzündliche Schilddrüsenerkrankung.

Ein weiterer bedeutender Risikofaktor ist ionisierende Strahlung, insbesondere wenn diese in der Kindheit auftritt. Das kann durch Umwelteinflüsse geschehen oder durch medizinische Behandlungen, wie eine Strahlentherapie, bei der die Schilddrüse im Strahlenfeld liegt. Auch eine erhöhte Aufnahme von radioaktivem Jod, beispielsweise nach nuklearen Unfällen, ist mit einem höheren Risiko verbunden, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.

Schilddrüsenkrebs zeigt sich oft durch verschiedene Symptome, die jedoch häufig unspezifisch sind und auch bei anderen Schilddrüsenerkrankungen auftreten können. Das macht die Früherkennung manchmal schwierig.

Typische Anzeichen können eine sichtbare oder tastbare Vergrößerung der Schilddrüse sein, manchmal verbunden mit einem Knoten im Hals. Betroffene können auch Schluckbeschwerden, Heiserkeit oder ein Druckgefühl im Hals verspüren. In manchen Fällen treten auch Schmerzen im Hals- oder Kehlkopfbereich auf.

Da diese Symptome nicht immer eindeutig sind, ist es wichtig, bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung, eine:n Ärzt:in aufzusuchen. Eine frühzeitige Diagnose kann die Behandlungsmöglichkeiten deutlich verbessern.

Zur genauen Feststellung wird zunächst eine ausführliche Anamnese durchgeführt, bei der die Symptome erfasst werden. Danach folgt eine Untersuchung der Schilddrüse und der umliegenden Strukturen. Es gibt verschiedene bildgebende Verfahren, die bei der Diagnose helfen:

  • Ultraschall: Die wichtigste Methode, um Knoten in der Schilddrüse zu beurteilen. Er zeigt Größe, Form und Beschaffenheit des Knotens.
     
  • Elastographie: Diese Technik misst die Steifigkeit des Knotens und gibt Hinweise darauf, ob es sich um einen gut- oder bösartigen Tumor handelt.
     
  • Szintigrafie: Bei bestimmten Fragestellungen wird eine Szintigrafie durchgeführt, bei der eine geringe Menge radioaktiven Materials verwendet wird, um die Funktion der Schilddrüse sichtbar zu machen.
     
  • Feinnadelbiopsie (FNB): Wenn ein Knoten verdächtig erscheint, wird meist eine Gewebeprobe entnommen und im Labor untersucht, um festzustellen, ob es sich um einen gut- oder bösartigen Tumor handelt.

Die Behandlung hängt vom Typ und Stadium des Tumors ab. In den meisten Fällen wird der Krebs operativ entfernt. Manchmal ist vor der Operation eine Strahlentherapie notwendig, um den Tumor zu verkleinern.

Operative Behandlung
Die Operationen werden von erfahrenen Spezialist:innen für Schilddrüsenchirurgie durchgeführt. Es gibt verschiedene Eingriffe:

  • Hemithyreoidektomie: Bei kleinen Tumoren kann es ausreichend sein, nur die betroffene Hälfte der Schilddrüse zu entfernen.
     
  • Totale Thyreoidektomie: Bei größeren oder fortgeschrittenen Tumoren ist meist die vollständige Entfernung der Schilddrüse notwendig.
     
  • Lymphadenektomie: Falls der Tumor sich auf die Lymphknoten ausgebreitet hat, werden auch die betroffenen Lymphknoten im Hals entfernt.

Im Falle von Schilddrüsenkrebs ist meist eine vollständige operative Entfernung der Schilddrüse notwendig. Das Ziel dieser Operation ist es, das Tumorgewebe vollständig zu entfernen, um die Krankheit zu heilen. Dabei kommen spezielle Hilfsmittel wie Lupenbrillen und Nervenmesssonden zum Einsatz, um die Sicherheit zu erhöhen und Komplikationen wie Stimmveränderungen zu vermeiden.

Radiojodtherapie
Nach der Operation wird häufig eine Radiojodtherapie durchgeführt. Dabei nehmen die Patient:innen eine kleine Menge radioaktiven Jods ein, um eventuell verbliebenes Schilddrüsengewebe zu zerstören und das Risiko von Metastasen zu verringern. Diese Therapie ist besonders bei differenzierten Karzinomen sehr wirksam.

Nach Abschluss der Behandlung sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen sehr wichtig. Dazu gehören Ultraschalluntersuchungen und Bluttests auf Tumormarker, um sicherzustellen, dass der Krebs nicht zurückkehrt.

Kropf (Struma)

Der Kropf ist eine Vergrößerung der Schilddrüse, die häufiger bei Frauen auftritt. Er entsteht oftmals durch Jodmangel, weil der Körper Jod nicht selbst herstellen kann und es über die Nahrung aufnehmen muss. Bei Jodmangel kann die Schilddrüse nicht mehr genügend Hormone produzieren, was zu einer Vergrößerung führt. Betroffene bemerken oft Schluckbeschwerden oder eine sichtbare Beule am Hals.

  • medikamentöse Behandlung mit Jod, Schilddrüsenhormonen oder beidem.
  • Radiojodtherapie, bei der eine kleine Menge radioaktiven Jods in Tablettenform verabreicht wird
  • Teilentfernung der Schilddrüse bei nicht-bösartigem Kropf
  • vollständige Entfernung bei bösartigen Tumoren
  • Nach Operationen ist meist eine lebenslange Behandlung mit Schilddrüsenhormonen wie L-Thyroxin notwendig, da der Körper ohne oder mit verkleinerter Schilddrüse keine Hormone mehr produzieren kann.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose):

Die Schilddrüse produziert Hormone, die viele lebenswichtige Prozesse im Körper steuern, wie Stoffwechsel, Kreislauf, Wachstum und Energiehaushalt. Bei einer Unterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenig dieser Hormone, insbesondere Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Das kann zu verschiedenen Beschwerden führen, wie Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit und Konzentrationsproblemen.Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose):

Die Unterfunktion der Schilddrüse kann verschiedene Ursachen haben. Sie ist meist erworben, kann aber auch angeboren sein.

Zu den häufigsten Ursachen zählen:

  • Hashimoto-Thyreoiditis: Eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper Antikörper gegen die eigene Schilddrüse bildet. Das führt zu Entzündungen und einer chronischen Zerstörung der Schilddrüse, was die Hormonproduktion verringert. Diese Erkrankung ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion.
     
  • Schilddrüsenentzündung: Nach einer Schwangerschaft entwickeln vier bis zehn Prozent der Frauen eine akute Schilddrüsenentzündung, die in manchen Fällen zu einer langfristigen Unterfunktion führen kann.
     
  • Medikamenteneinnahme: Bestimmte Medikamente wie Lithium oder Amiodaron können die Produktion der Schilddrüsenhormone beeinflussen. Auch die Behandlung einer Überfunktion kann eine Unterfunktion auslösen, wenn die Medikamente zu hoch dosiert sind.
     
  • Jodmangel: Die Schilddrüse benötigt Jod, um die Hormone T3 und T4 zu bilden. In Deutschland ist Jodmangel eine seltene Ursache, kann aber bei unzureichender Jodaufnahme eine Unterfunktion verursachen.

Die Erkrankung entwickelt sich oft schleichend und ist anfangs schwer zu erkennen. Sie wirkt sich auf den ganzen Körper aus, vor allem auf Organe, Nervensystem und Psyche. Typische Anzeichen sind:

  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Muskel- und Gliederschmerzen
  • erhöhtes Kälteempfinden
  • Gewichtszunahme
  • Müdigkeit und Schwäche
  • Zyklusstörungen und geringere Fruchtbarkeit
  • vergrößerte Schilddrüse (Kropf)
  • Haarausfall
  • niedriger Puls
  • Heiserkeit
  • depressive Verstimmungen bis hin zu Depressionen

Zur Feststellung werden Blutuntersuchungen, Ultraschall und manchmal eine Schilddrüsenszintigraphie durchgeführt. Der TSH-Wert im Blut ist bei einer Unterfunktion meist erhöht, während die T3- und T4-Werte niedrig sind. Der Ultraschall zeigt die Größe und Struktur der Schilddrüse. Die Szintigraphie misst, wie aktiv die Schilddrüse ist und wie gut sie Jod aufnimmt.

Da eine Schilddrüsenunterfunktion in der Regel chronisch ist, erfolgt die Behandlung meist lebenslang. Die wichtigste Maßnahme ist die Einnahme von Schilddrüsenhormonen in Tablettenform, um den Hormonmangel auszugleichen. Mit regelmäßigen Blutkontrollen wird die richtige Dosierung eingestellt. Zusätzlich kann eine ausgewogene Ernährung mit Selen, Eisen, Vitamin A und Omega-3-Fettsäuren die Symptome verbessern.

In seltenen Fällen ist eine Operation notwendig, zum Beispiel, wenn sich die Schilddrüse aufgrund einer Hashimoto-Thyreoiditis vergrößert (Kropf oder Struma) und Beschwerden wie Schluckbeschwerden oder ein Kloßgefühl verursacht. Auch bei kalten Knoten kann eine Operation erforderlich sein. Bei diesem Eingriff werden die Schilddrüse oder Teile davon entfernt. Die Länge des Schnitts richtet sich vor allem nach der Größe des zu entfernenden Gewebes.

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Bei einer Überfunktion produziert die Schilddrüse zu viel der Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Das führt zu einem beschleunigten Stoffwechsel im ganzen Körper.

In über 95 % der Fälle sind die Ursachen Morbus Basedow oder eine funktionelle Autonomie.

Morbus Basedow: Eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper gegen die eigene Schilddrüse gebildet werden. Diese Antikörper stimulieren die hormonbildenden Zellen, was zu einer Überproduktion an Hormonen führt. Morbus Basedow tritt eher bei jüngeren Menschen auf.

Funktionelle Autonomie: Hierbei bilden Teile des Schilddrüsengewebes selbstständig Hormone, unabhängig von der Steuerung durch die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Diese autonomen Areale können unregelmäßig verteilt sein oder in mehreren „heißen Knoten“ vorkommen. Diese Form tritt eher bei älteren Patient:innen auf.

Die Schilddrüsenüberfunktion kann zu einer Vielzahl an Symptomen führen:

  • Nervosität, Reizbarkeit, Rastlosigkeit, Konzentrationsschwäche
  • Zittern
  • Schlafstörungen
  • hoher Puls und zu schneller Herzschlag (Herzrasen), im Extremfall lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen
  • Gewichtsverlust
  • warme, feuchte Haut, Schweißausbrüche, Wärmeunverträglichkeit
  • Haarausfall, brüchige Nägel
  • Durchfall
  • Muskelschwäche, Muskelschmerzen
  • Zyklusstörungen, Verminderung von Libido und Potenz
  • Morbus Basedow: Teigige Unterschenkelschwellungen (Myxödem)
  • Morbus Basedow: Tränenfluss, Fremdkörpergefühl, Lichtscheu, Druckgefühl, Rötung der Augenbindehaut, Lidschwellung, Hervortreten der Augen und Sehstörungen
     

Die Schilderungen des bzw. der Patient:in geben dem bzw. der Ärzt:in bereits Hinweise auf eine Schilddrüsenüberfunktion. Blutuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen und eine Schilddrüsenszintigraphie geben weiteren Aufschluss auf die Erkrankung.

  • Blutuntersuchung: Bei einer Blutuntersuchung wird der TSH-Wert im Blut bestimmt. Das Hormon TSH wird in der Hirnanhangsdrüse produziert und ist für die Steuerung und Produktion von Schilddrüsenhormonen zuständig. Bei einer Überfunktion der Schilddrüse liegt der TSH-Wert meist unterhalb des Normbereichs, während die Schilddrüsenhormonwerte im Blut erhöht oder noch normal sind. Ist der TSH-Wert normal, ist eine Überfunktion der Schilddrüse fast ausgeschlossen.
     
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie): Durch eine Ultraschalluntersuchung sind die Größe und Struktur der Schilddrüse erkennbar. Zudem können unter Ultraschallkontrolle ggf. Gewebeproben im Rahmen einer Biopsie entnommen werden.
     
  • Schilddrüsenszintigrafie: Die Schilddrüsenszintigrafie ist eine nuklearmedizinische Methode. Mit ihrer Hilfe wird gemessen, wie aktiv die Schilddrüse ist und wie stark die einzelnen Bereiche Jod aufnehmen können. Jod ist ein fester Bestandteil der Schilddrüse und für die Bildung von Hormonen notwendig. Bei der Szintigraphie wird radioaktives Jod verwendet. Die Radioaktivität ist nur sehr gering dosiert und stellt keine gesundheitliche Gefahr dar. Das Jod sendet Gamma-Strahlungen aus, die durch eine Gamma-Kamera festgehalten werden können. So zeigt sich, wie viel Jod die einzelnen Bereiche der Schilddrüse aufnehmen, was meist mit der Produktion an Schilddrüsenhormonen gleichzusetzen ist. Bei einer Überfunktion nehmen entweder die ganze Schilddrüse oder nur einzelne Bereiche („heiße Knoten") das radioaktive Jod verstärkt auf. Die Schilddrüsenszintigrafie erfolgt in der Klinik für Radiologie & Nuklearmedizin des Krankenhauses Bethanien.
     
  • Zusätzliche Untersuchungen: In Einzelfällen werden eine Computertomografie (CT) des Halses, eine Farbultraschalluntersuchung der Schilddrüse oder Röntgenaufnahmen der Luftröhre gemacht, um weiteren Aufschluss über Ursache und Ausmaß der Schilddrüsenüberfunktion zu geben.

Der Morbus Basedow kann in einigen Fällen von selbst ausheilen, was bedeutet, dass die Symptome der Schilddrüsenüberfunktion ohne medizinische Intervention zurückgehen. Dennoch ist es oft sinnvoll, bis zum Abklingen der Beschwerden eine medikamentöse Behandlung einzusetzen, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Allerdings ist die Rückfallquote bei Morbus Basedow mit etwa 50 % relativ hoch, weshalb bei wiederholtem Auftreten oder anhaltender Erkrankung andere Therapieoptionen in Betracht gezogen werden sollten. Dazu zählen unter anderem operative Eingriffe oder die Behandlung mit radioaktivem Jod, auch bekannt als Radiojodtherapie.

Medikamente, die die Funktion der Schilddrüse hemmen, können ebenfalls dazu beitragen, die Symptome einer funktionellen Autonomie zu mildern. Diese Medikamente beeinflussen jedoch nicht die autonomen, krankhaften Gewebeabschnitte, weshalb sie meist nur als Übergangslösung dienen, bis eine endgültige Behandlung, wie eine Radiojodtherapie oder eine Operation, durchgeführt werden kann. Sie sind somit eine temporäre Maßnahme, um die Beschwerden zu kontrollieren.

Die gängige Behandlung bei Schilddrüsenüberfunktion besteht in der Einnahme von Schilddrüsenblockern. Diese Medikamente helfen dabei, die überschüssige Hormonproduktion zu reduzieren und die Symptome zu lindern. Erst wenn diese Medikamente nicht den gewünschten Erfolg zeigen oder nicht vertragen werden, sind weitergehende Maßnahmen notwendig. In solchen Fällen werden dann andere Therapien, wie die Radiojodtherapie oder eine Operation, in Betracht gezogen.

Bei der Radiojodtherapie nehmen Patient:innen eine Lösung mit radioaktivem Jod ein. Dieses spezielle Jod wird von den überaktiven Schilddrüsenzellen besonders stark aufgenommen, was dazu führt, dass diese Zellen gezielt zerstört werden. Bei Morbus Basedow sind alle Zellen der Schilddrüse betroffen, während bei der funktionellen Autonomie vor allem die knotigen, erkrankten Bereiche zerstört werden. Während der Behandlung scheiden die Patient:innen radioaktives Jod aus, weshalb sie für eine gewisse Zeit isoliert werden müssen, um andere nicht zu gefährden. Dieses Verfahren wird vor allem bei Patient:innen angewandt, deren Schilddrüse nur mäßig vergrößert ist.

Ein häufig auftretendes Ergebnis der Radiojodtherapie ist eine Schilddrüsenunterfunktion, da die behandelten Zellen nicht mehr in der Lage sind, ausreichend Hormone zu produzieren. Diese Unterfunktion kann jedoch gut mit Schilddrüsenhormonen in Tablettenform behandelt werden. Wichtig ist, dass die Einnahme dieser Hormone in der Regel lebenslang erfolgen muss, um den Hormonhaushalt im Gleichgewicht zu halten.

In bestimmten Fällen kann eine Operation an der Schilddrüse notwendig sein. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Schilddrüse auf die Luftröhre drückt und dadurch Beschwerden verursacht, oder wenn zahlreiche Knoten mit einer stark erhöhten Hormonproduktion nachgewiesen werden. Auch bei Tumoren oder wenn eine schnelle Normalisierung des Hormonhaushalts erforderlich ist, ist eine Schilddrüsenoperation eine sinnvolle Behandlungsmöglichkeit.

Nach einer Operation normalisiert sich die Produktion der Schilddrüsenhormone in der Regel wieder, was den bzw. die Patient:in oft erheblich entlastet. Damit der Hormonhaushalt dauerhaft im Gleichgewicht bleibt, muss der bzw. die Patient:in nach der Operation in der Regel Schilddrüsenhormone und Jod einnehmen. Diese Medikamente helfen, den Hormonspiegel zu regulieren und Komplikationen zu vermeiden.

Nebenschilddrüsen

Die Nebenschilddrüsen sind kleine, meist vier etwa reiskorngroße Drüsen, die sich in der Nähe der Schilddrüse im Hals befinden. Trotz ihrer geringen Größe spielen sie eine entscheidende Rolle im Körper bei der Regulation des Calcium- und Phosphatstoffwechsels. Ihre Funktion, mögliche Erkrankungen und die Behandlungsmöglichkeiten sind daher von großer Bedeutung für die Gesundheit.

Die Hauptaufgabe der Nebenschilddrüsen besteht darin, den Calciumspiegel im Blut konstant zu halten. Calcium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff, der für die Funktion von Nerven, Muskeln und Knochen unerlässlich ist. Die Nebenschilddrüsen produzieren das Hormon Parathormon (PTH), das eine zentrale Rolle bei der Regulation des Calcium- und Phosphatstoffwechsels spielt.

Das Parathormon wirkt auf drei Ebenen:

  1. Knochen: Es regt die Knochen an, Calcium freizusetzen, indem es die Aktivität der Osteoklasten erhöht. Dadurch steigt der Calciumgehalt im Blut.
  2. Nieren: Es fördert die Rückresorption von Calcium in den Nieren, sodass weniger Calcium mit dem Urin ausgeschieden wird.
  3. Darm: Es stimuliert die Bildung von aktivem Vitamin D (Calcitriol) in den Nieren, was die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung im Darm verbessert.

Durch diese Mechanismen sorgen die Nebenschilddrüsen dafür, dass der Calciumspiegel im Blut innerhalb eines engen, lebenswichtigen Bereichs bleibt. Ein ausgeglichener Calciumhaushalt ist essenziell für die normale Funktion von Nervenzellen, Muskeln und Herz.

Treten Störungen im Gleichgewicht des Calciumspiegels auf, spricht man von Erkrankungen der Nebenschilddrüsen. Die häufigsten sind:

  • Überfunktion (Primärer Hyperparathyreoidismus): Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen produzieren diese zu viel Parathormon. Das führt zu einem erhöhten Calciumspiegel im Blut (Hyperkalzämie). Die Ursachen sind meist gutartige Tumoren (Adenome) an einer oder mehreren Nebenschilddrüsen. Die Symptome können vielfältig sein: Müdigkeit, Muskelschwäche, Knochen- und Gelenkschmerzen, Nierensteine, Verdauungsprobleme und in schweren Fällen psychische Veränderungen.
     
  • Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus): Hierbei produzieren die Nebenschilddrüsen zu wenig Parathormon. Dies führt zu einem zu niedrigen Calciumspiegel im Blut (Hypokalzämie). Ursachen können Operationen im Halsbereich, autoimmune Erkrankungen oder genetische Faktoren sein. Symptome sind Kribbeln, Muskelkrämpfe, Muskelzuckungen und in schweren Fällen Krampfanfälle.
     
  • Sekundärer Hyperparathyreoidismus: Diese Form entsteht als Reaktion auf chronische Erkrankungen, die den Calcium- oder Vitamin-D-Haushalt beeinträchtigen, beispielsweise bei Nierenerkrankungen. Die Nebenschilddrüsen produzieren vermehrt Parathormon, um den Calciumspiegel zu regulieren, was aber langfristig zu einer Überfunktion führen kann
     
  • Bösartige Tumore der Nebenschilddrüsen: Sie kommen extrem selten vor.

Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Erkrankung und ihrer Schwere.

Behandlung bei Überfunktion (Hyperparathyreoidismus)
Eine Überfunktion einer oder mehrerer  Nebenschilddrüsen geht mit der Bildung sogenannter Adenome einher. Diese zeigen sich durch eine Vergrößerung des Organs. Die Behandlung besteht in einer operativen Entfernung. Hierzu wird versucht, die betroffene Drüse vor der Operation durch Szintigraphie und Sonographie zu identifizieren. Während der Operation wird dann durch eine Schnelluntersuchung durch den bzw. die Patholog:in sowie durch eine Messung des Hormonspiegels im Blut der Erfolg der Operation überprüft.

Behandlung bei Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus)
Die Unterfunktion tritt meist als Komplikation nach Operationen an der Schilddrüse mit ungewollter Schädigung der Nebenschilddrüsen auf. Sie ist oft reversibel und erfordert nur vorübergehend die Gabe von Calcium und Vitamin D.